Der Zug in Richtung 3. Liga scheint auch in dieser Saison ohne Rot-Weiss Essen abzufahren. Die Sehnsucht der vielen RWE-Fans, sich endlich aus dieser "Schweineliga" zu verabschieden, wird von Jahr zu Jahr größer und auch die aktuelle Spielzeit macht da nicht wirklich große Hoffnung. Der Traditionsklub von der Hafenstraße kassierte in zehn Spielen nur zwei Niederlagen und ist immerhin seit vier Partien in Serie ungeschlagen, eigentlich keine schlechte Bilanz. Doch auf dem Punktekonto sieht es derzeit eher mau aus. Sieben Zähler fehlen schon zu Platz eins, wobei der Rückstand wesentlich kleiner hätte sein können: Sechs Mal waren die Essener nah dran am Sieg, sechs Mal mussten sie sich nach Abpfiff dann aber doch nur mit einem Punkt begnügen. In fünf Fällen führte die Mannschaft von Trainer Sven Demandt sogar.
Das wilde Zahlenspiel drückt Fakten aus. Sportliche Fakten, die das Umfeld und auch den Verein selbst nicht glücklich machen. Viel mehr ist es aber auch Gefühlssache. "Uns fehlt manchmal das Gefühl, jetzt noch mal einen reindrücken zu können. Das Wissen, dass der Ball noch einmal irgendwie reingehen kann", stellt Demandt fest. Das Glücksgefühl, für den Lucky Punch zu sorgen, also auch ein enges Spiel mal für sich zu entscheiden.
So auch gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach, gegen die der Tabellenzehnte durch Kai Pröger (50.) wieder in Führung lag, diese aber nicht ausbauen konnte und letztendlich den Ausgleich durch Oliver Stang per zweifelhaftem Elfmeter (60.) hinnehmen musste. Nach einer - laut Demandt - ängstlichen ersten Hälfte seiner Mannschaft, ackerte und kämpfte sie im zweiten Durchgang, verteidigte mit allen Mitteln. So rettete Verteidiger Robin Urban spektakulär auf der Linie oder auch Torwart Robin Heller wahrte die Chance auf den Sieg. "Da dachte ich mir, jetzt müssen wir doch mal das Matchglück auf unserer Seite haben", sagte Sven Demandt nach der Partie. Aber so glücklich seine Defensivakteure agierten, so unglücklich waren die letzten Abschlüsse seiner Offensivleute. Stürmer Marcel Platzek verfehlte in den Schlussminuten zwei Mal nur knapp, hätte für den ersehnten Dreier sorgen können. Aber wie schon so oft in dieser Saison: Der Sack blieb offen, der Deckel unten und die Entscheidung aus. Rot-Weiss Essen ist in dieser Saison noch sehr gnädig mit dem Gnadenstoß.